Montag, 9. November 2009
Titten gegen Terror
Auf der „Achse des Guten“ darf nun auch Vince Ebert die Welt erklären. Wenn die einfachsten Rezepte immer die Besten sind, dann ist Eberts "Problemlösung" wirklich ganz vorzüglich. Als Physiker hat Ebert den absoluten Überblick über die Gefühlslage des gemeinen Moslem und empfiehlt in seinem Gast-Beitrag „Ist der Islam eine friedliche Religion?“ eine Kombi-Therapie aus Iphones und Pornos gegen den bösen Terror.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ist_der_islam_eine_friedliche_religion/

Um es vorweg zu nehmen: Vince Eberts Analyse hat zwar 1137 Worte, füllt also gut zwei DIN A4-Seiten, aber zwischen lauter zynischen Witzchen findet sich keinerlei Antwort auf die Frage ob der Islam eine friedliche Religion sei. Doch eine Analyse oder eine Antwort ist auch gar nicht nötig, schließlich sind sich Ebert und das Klientel von achgut.com ohnehin einig was man von Islam und Moslems generell zu halten hat.

Der ehemalige Angestellte einer Werbeagentur hat erkannt, dass es sich nirgends so schön lebt wie im Westen und dass seine Art zu leben die einzig Richtige ist. Und wer das nicht einsieht, der ist nur neidisch. Messerscharf erkennt Ebert:

>>Es ist es ein großer Trugschluss, dass junge Muslime die westliche Welt mit all ihrer Freizügigkeit verachten. Im Gegenteil. Sie platzen vor Neid. Amerika hat Rap-Videos, Paris Hilton und Magazine mit Titeln wie Barely Legal.<<


Als aufgeklärter Westmensch kann man ein wenig pikiert sein von Herrn Ebert mit samt unserer ganzen westlichen Kultur auf Frau Hilton und Frischfleisch-Pornos mit besonders junger Ware reduziert zu werden. Prunkstück des Abendlandes sind für den Autoren nicht Goethe, Shakespeare, Bach, Chopin oder wenigstens noch Vince Ebert, nein es sind pralle „Dutteln“ und die Meisterwerke von 50Cent.

Ein weiterer Vorteil der westlichen Kultur ist laut Ebert nicht, dass es hier keine Todesstrafe gibt, sondern, dass es die bessere Todesstrafe gibt:

>>Wer sich darüber aufregt, dass man seine Kultur als rückständig bezeichnet, sollte einfach damit aufhören, Menschen mit mittelalterlichen Methoden hinzurichten. Selbst ein relativ schlichter Menschenschlag wie der Texaner hat es irgendwie hingekriegt, einen elektrischen Stuhl zu bedienen.<<


Mit dem Töten von Menschen hat Ebert offensichtlich kein Problem, wenn man nur human mordet. Dabei ist zweifelhaft ob nun der elektrische Stuhl wirklich ein Meilenstein in der Geschichte der Menschenrechte ist. Selbst die von Ebert als „schlicht“ charakterisierten Texaner setzen, so wie alle Staaten der USA außer Nebraska, die Elektrokution nicht mehr ein. (Quelle: Focus)

Mit der Meinung der elektrischen Stuhl sei eine besonders gelungene Art zu sterben, steht Ebert ziemlich alleine da. Mit einem Blick ins Internet hätte der Spaßmacher nicht nur herausfinden können, dass die Texaner den Elektrischen Stuhl nicht mehr einsetzen, sondern auch Zitate wie dieses finden können:

>>Das höchste Gericht des US-Bundesstaates Nebraska hat Hinrichtungen mit dem elektrischen Stuhl für verfassungswidrig erklärt. Es gebe Beweise, dass viele Verurteilte starke Schmerzen verspürten und qualvoll leiden müssten, erklärte das Gericht. Der elektrische Stuhl sei somit eine "grausame und ungewöhnliche" Strafe, wie sie nach der Verfassung verboten sei.<<


(Quelle = n.tv)

Da aber Eberts Urteil ohnehin schon fest steht, braucht er keine Informationen. Das falsche Viertelwissen dient ohnehin nur zur Untermalung seiner Vorurteile.

Entsprechend ist auch sein Lösungsansatz für die "Musel-Frage" nicht an der Faktenlage orientiert:

>>Was also kann der Westen tun? Ich denke, die beste Methode, die islamische Welt zu demokratisieren ist, ihnen die Vorzüge der westlichen Welt schmackhaft zu machen. Wir sollten also keine Doppelagenten in Al-Quaida-Zellen schmuggeln, und erst recht keine Bomben über den Nahen Osten abwerfen, sondern IPhones, Rolexuhren und Pornohefte. Wer einen Dolce&Gabbana-Gürtel hat, überlegt sich dreimal, ihn gegen einen Sprengstoffgürtel auszutauschen.<<


Dabei sind ausgerechnet Ober-Bösewichter wie Bin Laden eben keine armen Schlucker die man mit Glitzerkram ruhig stellen kann. Im Gegenteil konnte sich der Chef-Terrorist vor seinem Weg in den Untergrund sicher eher eine Rolex leisten als der Kleinkünstler Ebert.

Die Analyse des Spaßmachers bleibt jedenfalls in braunen Morast billiger Herrenwitze und schenkelklopfenden Genital-Humors stecken:

>>Der Zusammenhang von Samenstau und Aggression ist erwiesen. Er ist wahrscheinlich der Grund, weshalb Bill Clinton niemals einen Krieg angefangen hat.<<


Woher Eberts Aggressionen gegen Moslems stammen ist bei dieser These auch leicht zu erklären. Eberts Mischung aus schmutzigen Witzchen, Vorurteilen und falschen Informationen strotzt vor Arroganz, Chauvinismus und aufgestauten Hormonen. Lesenswert ist das höchstens als gruseliger Einblick in das Seelenleben der Islam-Hasser.

Wir fassen zusammen:

Vince Ebert meint:
1. Es gibt eine gute Form der Todesstrafe
2. Texas richtet mit den elektrischen Stuhl hin.
3. Terroristen sind arm.
4. Paris Hilton ist großartig.

Richtig ist aber:
1. Auch der elektrische Stuhl ist schmerzhaft und grausam.
2. Deshalb hat Texas ihn abgeschafft.
3. Osama Bin Laden war ziemlich reich.
4. Na, wem es gefällt... Jeder nach seinem Niveau.